Im Dezember 1945, wenige Monate nach Kriegsende, erhielt der Blomberger Schützenverein die Mitteilung, dass sein Vermögen durch die britische Militärregierung gesperrt werden sei. Sowohl das Vereinskonto als auch die Schießhalle wurden einem Treuhänder zur Verwaltung übergeben. Das traf alle Vereine, die dem Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen angehört hatten. Besonderes Augenmerk richteten die alliierten Militärbehörden jedoch auf die Krieger- und Schützenvereine, weil sie hier in besonderem Maße militaristische Tendenzen vermuteten. Eine Wiederbelebung dieser Vereine blieb auch dann noch streng verboten, als Turn- und Sportvereine bereits wieder erlaubt waren. Dennoch regte sich in Blomberg der Wunsch, den Schützenverein wieder aufleben zu lassen. Der im Jahre 1941 zum Oberst ernannte Heinrich Tappe beantragte im September 1947 bei der Militärregierung in Detmold die Freigabe des Vereinsvermögens und führte dabei aus: „Der Verein hat niemals militärischen noch politischen Zwecken gedient. Auch nach 1933 wurde er nicht der SA oder einer anderen Parteigliederung angeschlossen. Keiner seiner Vorstandsmitglieder bekleidete ein Amt in der SA oder einer ihrer Gliederungen.“ Die Antwort lautete jedoch kategorisch: „Es ist jetzt von höherer Stelle entschieden worden, dass kein Schützenverein irgendwelcher Art sich wieder neu bilden darf. Um dennoch den Blomberger Schützenverein weiterführen zu können, entschloss man sich zu einer Vereinsneugründung. Das geschah dann im Oktober 1949. Zwei Jahre später, unmittelbar vor dem ersten Nachkriegsschützenfest, erfolgte dann auch die Übergabe des Vermögens und damit auch der Schießhalle an den neuen alten Verein. Das 375jährige Jubiläum konnte also ungehindert von den Einschränkungen der Nachkriegszeit gefeiert werden.
Das Fest sollte in der alten überlieferten Form gefeiert werden, erhielt nun jedoch einen zusätzlichen Akzent. Der Schützenfestsamstag wurde als Heimattag gestaltet, zu dem möglichst alle ehemaligen Blomberger eingeladen wurden. Im Einladungsschreiben an die Ehemaligen heißt es: „Der Schützenverein hat den dringenden Wunsch, das diesjährige Fest, das durch die hinter uns liegenden schmerzlichen Ereignisse und die dadurch erzwungene lange Pause einen ganz besonderen Charakter trägt, in enger Verbundenheit mit allen noch lebenden ehemaligen Blombergern … gemeinsam zu feiern. Er möchte dadurch das Band zur Heimat und zur Vaterstadt inniger und enger knüpfen.“
Schnell hatte sich der Schützenverein von den Einschränkungen der Nachkriegszeit wieder erholt. Bereits Mitte der 1950er Jahre zählte das Bataillon wieder über 600 Schützen. Im Herbst 1952 wurde im Bereich Königswinkel mit dem Lindenrott das 10.Rott des Bataillons gegründet, nachdem das Stiefelrott bereits beim Schützenfest 1951 ‚aus allen Nähten geplatzt‘ war. Das Blomberger Schützenfest wird seither wieder in zweijährigem Rhythmus gefeiert und ist alle zwei Jahre das dominierende Fest in Blomberg.
In der Mitte der 1960 Jahre standen für das Bataillon dann größere Veränderungen an. Zunächst trat Heinrich Tappe, der das Bataillon seit 1941 geführt und maßgeblich zur Wiederbelebung des Blomberger Schützenwesens nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen hatte, im Jahre 1963 zurück. Ihm folgte Julius Niederwöhrmeier. Und dann geriet das Schützenfest Mitte der 60er Jahre offenbar in eine Krise. Die veränderten Zeitumstände hatten wohl dazu geführt, dass das Fest nicht mehr so gut angenommen und die Finanzierung dadurch schwierig wurde. Oberst Niederwöhrmeier hatte die Situation erkannt und schrieb in einem eindringlichen Brief an die Mitglieder:
„Sie werden sich an die Generalversammlung 1964 erinnern, in der ich Ihnen die Abwicklung des Festes 1963 vortrug, in der ich aber auch gleichzeitig Sie mit dem Fest 1965 bekannt machte. Die Schwierigkeiten, die sich uns abzeichneten waren nicht aus der Luft gegriffen. In wirklicher Sorge um das Weiterbestehen dieser Veranstaltung mußten einfach Überlegungen angestellt werden, wie das Fest für die Zukunft unter Berücksichtigung der heutigen Verhältnisse für den Verein und unsere Heimatstadt erhalten werden kann. In zahlreichen Sitzungen und Besprechungen der Vorstandes sind in den letzten zwei Jahren alle anfallenden Probleme in seltener Übereinstimmung und Einmütigkeit behandelt; mehrere auswärtige Veranstaltungen sind besucht worden, um Einblick zu erhalten in das Vereinsleben anderer Schützengesellschaften. So fällt es mir gar nicht schwer, heute zu sagen, daß vom Vorstand wirklich alles getan worden ist, um die vor uns liegende Veranstaltung zu einem Erfolg zu bringen. Ich unterstreiche dies bewußt und mit aller Deutlichkeit, um jeder Zeit Kritikern und Besserwissern entgegentreten zu können.“
Als wichtigste Änderung war beschlossen worden, das Schützenfest in seinem Ablauf zu straffen. Es begann nun nicht mehr am Mittwoch, sondern am Donnerstag mit dem Großen Zapfenstreich. Weiter wurde das Schützenfest nun nicht mehr unter dem alten Dreschschuppen (heute Parkplatz eines Supermarktes an der B1) sondern in einem vor der Schießhalle errichteten Zelt gefeiert. Als dritte Änderung wurde der Schützenfestsamstag nun nicht mehr als Heimattag gestaltet, das Schützenfest wurde generell als Heimatfest gewertet. Diese Veränderungen zeigten offenbar positive Wirkungen. Die Beteiligung beim Fest des Jahres 1965 war, wie man einer Pressemitteilung entnehmen kann, erheblich besser als in den Vorjahren. Beim darauffolgenden Schützenfest beteiligten sich wieder über 600 Schützen. Gefeiert wurde in fünf Zelten bei der Musik von 80 Musikern. Die Zelte boten auf 1.800 qm Platz für mehr als 1.600 Teilnehmer.
Einen weiteren Mitgliederzuwachs bekam das ABS auch von der inzwischen in Blomberg stationierten niederländischen NATO-Garnison. Viele holländische Soldaten nahmen an den Schützenfesten teil und Oberst Niederwöhrmeier ernannte 1967 drei Niederländer zu Ehrenunteroffizieren, „die von der ersten bis zur letzten Stunde des Schützenfestes besonders aktiv mitgewirkt hatten, sich mit größter Selbstverständlichkeit zu allen Dienstverrichtungen auf dem Schießstand zur Verfügung stellten und alte und gebrechliche Schützenbrüder mit ihren Autos zu den Veranstaltungen fuhren.“
Ebenfalls in die 1960er Jahre fällt eine grundlegende Renovierung der Schießhalle. Fenster, Fußböden und Heizungsanlage waren inzwischen so marode, dass sie einer kompletten Erneuerung bedurften. Gleichzeitig wurde im Dachgeschoss ein Luftgewehrschießstand eingerichtet. Ermöglicht wurde dieser Ausbau durch die Aufbringung von 9.000 DM an Spenden und eine Vielzahl von ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder. Durch diese Anstrengungen wurde eine der damals modernsten Anlagen dieser Art im Bezirk geschaffen.
Weiteren Zuwachs bekam das ABS im Jahre 1971. Nachdem zu Beginn des Jahres 1970 im Zuge einer umfassenden Kommunalreform die Großgemeinde Blomberg in der heutigen Ausdehnung gebildet worden war, rief das ABS die Bewohner in den neuen Ortsteilen Blombergs dazu auf, sich den Schützen in der Kernstadt anzuschließen, soweit keine eigenen Schützenvereine bestanden. In Istrup hatten bereits einige Anhänger des Schützenwesens ‚die Trommel gerührt‘, und so gründete man hier am 4. Juni 1971 das Rosenrott. Bereits wenige Tage später beteiligte sich das Rott mit 21 Schützen am Blomberger Schützenfest. Ein besonderer Gruß galt dann auch den Istrupern und allen anderen Bewohnern der neuen Blomberger Ortsteile, die bekanntlich nicht alle mit Freude in die Großgemeindebildung eingewilligt hatten. Bürgermeister, Stadtdirektor und Schützenoberst betonten in einem gemeinsamen Grußwort zum Schützenfest des Jahres 1971: „Unsere Stadt ist größer geworden und alle, die in dieser Großgemeinde wohnen, sind dazu besonders eingeladen.“
Und noch ein weiterer Zuwachs ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem man bereits Ende der 1960er Jahre im Bereich Steinkuhle-Gergerloh-Bexten über die Gründung eines eigenständigen Rottes nachgedacht hatte, erhielt das Vorhaben durch die Eröffnung der Gaststätte ‚Zur Steinkuhle‘ neuen Auftrieb. Nach entsprechenden Vorbereitungen war es am 15. August 1972 soweit. 16 Freunde des Schützenwesens riefen ein neues Rott ins Leben und nannten es nach den Eichenbeständen im Rottgebiet ‚Eichenrott‘. Viele Schützen waren vorher schon im Stuhlrott aktiv gewesen. Somit erhöhte sich die Anzahl der Rötter im ABS auf 12.
Schon seit Beginn der 1970er Jahre richteten sich viele Blicke innerhalb des Bataillons auf das Jahr 1975. Man hatte offenbar aus dem Missgeschick des Jahres 1925 gelernt und die Jahreszahl am Schützenvogel nicht aus den Augen gelassen. Es galt, das große 400jährige Jubiläum der Blomberger Schützen vorzubereiten. Bereits zwei Jahre vor dem großen Ereignis wurde innerhalb des Bataillonsvorstandes intensiv über die Gestaltung des Jubiläumsfestes diskutiert. Man dachte über eine Verlängerung des Festes nach (Zapfenstreich bereits am Mittwoch) und vor allem über die Aufnahme moderner musikalischer Elemente in Form einer ‚Show-Kapelle‘. Einig war man sich allerdings darin, „daß dieses seltene Jubiläum eines Vereins in würdiger und festlicher Form begangen werden soll. Ebenso selbstverständlich dürfte für uns sein, daß es in absolutem Zusammenhang mit dem Schützenwesen und dem hier zu feiernden Jubiläum steht und nicht etwa zu einem Trubel wird.“ Man hatte sogar über eine Teilung des Festes in einen traditionellen und einen modernen, auf leichte Unterhaltung ausgerichteten Teil nachgedacht. Diese Idee wurde jedoch verworfen und die modernen Elemente in Form des aus Rundfunk und Fernsehen bekannten ‚Medium-Terzetts‘ als ‚High-Light‘ am Sonntagabend in den traditionellen Festablauf integriert. So konnte das Bataillon mit 742 Mitgliedern in ein um moderne musikalische Unterhaltungselemente erweitertes Jubiläumsfest gehen. Ein besonderer Höhepunkt war sicherlich die Weihe einer neuen Fahne. August Lalk hatte sie zu Ehren seines Vaters (Ehrenmajor August Lalk sen.) gestiftet. Sie ist auch heute noch das offizielle Banner des ABS.
Knapp zwei Jahre nach dem Fest kam es zu dem einzigen bekannten tödlichen Zwischenfall auf dem Schießgelände des Bataillons. Bei einem Übungsschießen wurde ein friedlich grasendes Schaf erschossen. In einer Zeitungsnotiz vom Mai 1977 heißt es, einem Schafzüchter sei angeblich von einem Schießoffizier das Weiden der Schafe auf der Schießbahn erlaubt worden. Unklar sei allerdings, ob den Schießenden das unbekannt oder vielleicht doch sogar bekannt gewesen sei, das Schaf also unabsichtlich oder nicht ‚ganz unabsichtlich‘ zu Tode gekommen sei. Die Klärung der Schuldfrage und die Erfüllung einer Forderung des Schafhalters über 275 DM stehen noch aus.
Im Jahre 1980 wurde das Bataillon um ein weiteres Rott bereichert. Im neuen Blomberger Siedlungsgebiet ‚Hamburger Berg‘ hatte sich eine ganze Anzahl schützenbegeisterter Bürger zusammengefunden und gründete am 12. September 1980 das 13. und seither jüngste Rott im ABS. In Anlehnung an die hanseatische Bezeichnung des Siedlungsgebietes entschied man sich für den Namen Anker-Rott.
Zu Beginn der 1980er Jahre kam es zu einer grundlegenden Neugestaltung des Geländes um die Blomberger Schießhalle herum. Aufgrund des stetig steigenden Verkehrs auf der Bundesstraße 1 sowie der Einrichtung eines Busbahnhofes vor der Schießhalle konnte das Fest nicht länger an seinem angestammten Platz vor der Schießhalle stattfinden. Durch Grundstückstausch mit der Stadt und durch Zukauf von Land wurde das Areal hinter der Halle wesentlich erweitert und bietet nun genügend Platz für die Schützenfeste. Zudem wurde der alte 100-Meter-Schießstand abgerissen und durch eine 50-Meter-Anlage ersetzt, sodass das Königsschießen im Jahre 1981 erstmals auf dieser verkürzten Bahn ausgetragen werden konnte. Die Anzahl der Schützen war inzwischen auf 813 gewachsen.
Zehn Jahre später wurde eine weitere, sich bei Schützenfesten bisweilen prekär zuspitzende Situation baulich gelöst. Die Besucher des Schützenfestes 1991 mussten zu ihrer Erleichterung nicht mehr jene Wagen aufsuchen, die manchen Schützen vor nur schwer lösbare Aufgaben gestellt hatten. Sie konnten nun die in den Berg hinter der Schießhalle eingebaute neue Toilettenanlage benutzen. Als der amtierende König Martin Harms mit seiner Königin Renate Fuchs die Anlage einweihte, erhielten beide von Oberst Ewert eine Schärpe aus Toilettenpapier mit der Verpflichtung, diese auch bei den nachfolgenden Schützenfesten zu tragen.
1995 wurde auf Initiative des Schlemperottes neben der Schießhalle eine Remise zur Unterstellung der beiden Kutschen des ABS errichtet, und im Jahre 1996 stand wieder eine umfassende Renovierung der Halle an.
Ebenfalls im Jahre 1995 wurde das wichtigste Kleinod des ABS, die Königskette mit dem alten Blomberger Schützenvogel, völlig neu gestaltet. Die neue Fassung der Kette besteht aus 13 Silberplatten, in die jeweils das Symbol der einzelnen Rötter eingraviert ist. Auf den runden Bindegliedern zwischen den Platten sind die Blomberger Schützenkönige seit 1951 verewigt. Zentraler Blickfang der Kette blieb natürlich der Schützenvogel von 1576.
Im Jahre 1985 wurde erstmals das Neujahrsschießen zu Ehren aller noch lebenden Majestäten und Hofstaaten durchgeführt. Der Initiator des bis heute durchgeführten Schießens war der damalige Oberst Julius Niederwöhrmeier. Der beste Schütze erhält einen Wanderpokal und es versteht sich von selbst, dass bei einer solchen Zusammenkunft Anekdoten und Dönekes aus alter Zeit zum Besten gegeben werden.
In den 1980er und 1990er Jahren engagieren sich die Rötter und das ABS zunehmend auch im gemeinnützigen Bereich (Umweltschutz, soziale Projekte). Das jüngste Kind eines solchen kontinuierlichen Engagements ist das seit 1996 durchgeführte ABS-Fußballturnier. Seither wird in jedem schützenfestfreien Jahr von den 13 Rottmeistern dieses Turnier organisiert und macht nicht nur den Beteiligten Spaß, sondern bringt auch verschiedenen gemeinnützigen Einrichtungen eine finanzielle Unterstützung. So wurde im Jahre 2000 der Reinerlös dieses Turniers von ca. 5.000 DM an den Blomberger Kinderschutzbund übergeben.
Im Jahre 1997 konnte das Bataillon mit Michael Stammeier aus dem Nelkenrott sein 1000stes Mitglied begrüßen. Es durchbrach nun eine ‚Mitgliederschallmauer‘, die seither nicht wieder unterschritten wurde.
Ein großer Höhepunkt zum Ende des Jahrhunderts war der Lippische Schützentag, der im Mai 1998 in Blomberg veranstaltet wurde. Ca. 3.500 Schützen aus ganz Lippe hatten den Weg nach Blomberg gefunden und machten die Stadt drei Tage lang zur lippischen ‚Schützenhauptstadt‘. Nachdem bereits am Samstag über 600 Schützen aus 15 Vereinen die Festpolonaise auf dem Blomberger Marktplatz bestritten hatten, wand sich am Sonntag ein kilometerlanger Festzug durch die Blomberger Innenstadt. Anschließend war der Marktplatz schwarz, oder besser gesagt, bunt von Menschen. Alle Facetten der lippischen Schützentradition waren vertreten. Nach dem Schützentag konnte der Leiter der Detmolder Kinderklinik, Dr. Wesseler, einen Check über 10.040 DM in Empfang nehmen. 1.000 DM stammten vom ABS, 2.000 DM vom Schützenkreis Lippe, 4.000 DM vom Fußballturnier der ABS-Rötter des Jahres 1997 und 3.040 DM hatte eine Aktion des Lindenrottes am Samstag des Schützentages erbracht, bei der sich unter anderem der Jungschützenkönig Rolf Schwuchow auf dem Marktplatz die Haare hatte stutzen lassen. Dieser Betrag, so Wesseler, bildete den Grundstein für die von ihm geplante Mutter-Kindstation (MuKi).
Die letzten 50 Jahre des Alten Blomberger Schützenbataillons sind geprägt durch das Bewahren alter Traditionen und die Aufnahme neuer Elemente. Nach wie vor ist etwa die Mitgliedschaft im Bataillon allein Männern vorbehalten, die Präsentation und die Gestaltung des Festes hingegen nimmt durchaus aktuelle Entwicklungen auf. Allerdings nicht in der Form, wie sie der ehemalige Stadtdirektor Walter Eggert in der Mitte der 1950er Jahre ein wenig befürchtet hatte. Er hatte bei seiner Schützenfestrede im Jahre 1955 in Hinblick auf die Polonaise auf dem Marktplatz gefragt: „Wie wird dieser schöne Teil des Festaktes in 50 Jahren aussehen? Werden die Kinder unter den Klängen eines Super-Boogie-Woogie über den Marktplatz schreiten (- sofern man diese Art der Fortbewegung überhaupt noch mit ,Schreiten‘ bezeichnen kann!) Hoffentlich wird sich in diesem Falle die lebendige Überlieferung als stärker erweisen.“ Eggerts Befürchtungen waren, wie wir heute wissen, unbegründet.
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ist für das ABS ein halbes Jahrhundert der fast stetigen Weiterentwicklung zu immer mehr Mitgliedern und Aktivitäten. Aufgaben, Organisation und Erscheinungsbild der Blomberger Schützen haben sich in den über 400 Jahren ihrer Existenz grundlegend geändert. Und auch das Selbstverständnis des eigenen Tuns wurde in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten immer wieder neu definiert. Fragt man nach dem Selbstverständnis der Blomberger Schützen auf der Schwelle zum neuen Jahrtausend, so hat der ehemalige Oberst Heinrich Ewert in seinen Schützenfestreden der Jahre 1989 bis 1997 darauf Antworten gegeben. Er stellte immer wieder heraus, dass das ABS dazu beitrage, eine alte Tradition zu sichern, die Menschen unabhängig von Alter, beruflichem Stand, politischen Ansichten, Weltanschauungen sowie Haut- und Haarfarbe in der Stadt Blomberg zu einer funktionierenden Gemeinschaft zusammen zu führen, die Geselligkeit zu fördern und den Menschen das Erleben von Heimat zu ermöglichen.
„Hier bei uns kann man gewissermaßen Lebensfreude tanken, damit unser innerer Motor in Schwung bleibt, damit wir uns auch einmal von all den Alltagssorgen und Problemen entfernen können. Dies allein würde das ABS schon wertvoll machen. Aber wir haben noch andere wichtige Funktionen. Wir nennen uns ABS. ABS bedeutet aber nicht nur: Altes Blomberger Schützenbataillon. ABS kann man auch als Abkürzung lesen für eine andere, ganz wichtige Aufgabe, die wir erfüllen. ABS kann auch heißen: Altes Brauchtum sichern. Ja, wir erhalten altes, wertvolles Brauchtum. jeder von uns – meine Schützenbrüder – trägt durch sein Mitmachen dazu bei. Durch uns ist die uralte Schützentradition dieser Stadt jung und lebendig wie eh und je. Auch wir tragen dazu bei, daß aus der Stadt Blomberg die Heimatstadt Blomberg wird. Traditionen haben Wurzeln und Wurzeln geben Halt. Aller guter Dinge sind drei. So haben wir noch eine dritte, wichtige Eigenschaft: Ich übertreibe sicherlich nicht, wenn ich behaupte, daß das ABS unendlich viele Bekanntschaften und Freundschaften in dieser Stadt geschaffen hat. Ja, daß wir sogar Völker untereinander verbinden, dafür sitzt das beste Beispiel in unserer Kutsche.“ (Mit Dimce und Lence Stojanowski gehörten im Jahre 1995 zwei jugoslawische Staatsbürger zum Hofstaat.)
Und der gegen die Schützenvereine geäußerten Kritik, sie betrieben eine Gewöhnung an den Umgang mit Waffen und eine Einübung in militärische Strukturen, hielt Ewert entgegen, dass „wir Schützen, auch wenn das einige wenige nicht glauben mögen, mit Kriegsspielen nichts, rein gar nichts am Hut haben. Schützen, da steckt das positive Wort beschützen drin. Die Schützen haben sich einst gebildet, um das Städtchen, Frauen und Kinder vor Krieg, vor einfallenden Fremdlingen zu schützen. Schützen sind nie ausgezogen um irgendwo Eroberungen zu machen, Krieg anzuzetteln. Nein, wir waren immer Beschützer und Bewahrer. Auch unsere Holzgewehre haben, weiß Gott, nichts mit Kriegsspielen zu tun. Ich wollte, alle Armeen dieser Welt wären mit Holzgewehren ausgerüstet! Stellen Sie sich einmal vor, in allen Kriegen dieser Welt wäre immer nur aus Holzgewehren geschossen worden! Was wäre da der Menschheit, ja dem ganzen Erdball, an Tränen, Verzweiflung, Elend und Zerstörung erspart geblieben?!“
Heinrich Ewert schied im Jahre 1999 als Oberst aus und gab das Kommando an Kurt Langemann weiter. Der alte und der neue Oberst stifteten eine Obristenkette, auf der alle Daten der früheren Obristen vermerkt sind. Der neue Oberst sah in seiner ersten Schützenfestrede, die gleichzeitig die letzte des alten Jahrtausends war, die Tradition des ABS trotz vieler Modernisierungen für die Zukunft gesichert: „Unser aller Leben wurde bis zum heutigen Tag und speziell in den letzten 50 Jahren permanent mit technischen Neuerungen umgewandelt und umgekrempelt. Computer und elektronische Einrichtungen, neue Kommunikationstechniken wie das Surfen im Internet, das Verschicken von E-mails und das Telefonieren mit dem Handy zu jedem Punkt auf dem Erdball, wie auch Fernreisen in aller Herren Länder sind heute eine Selbstverständlichkeit. Aber lassen Sie mich Ihnen versichern, daß trotz vieler Modernisierungen die Traditionen unseres ewig jungen Alten Blomberger Schützenbataillons auch im nächsten Jahrtausend weiter bestehen werden.“
Im Jahr 2000 erfüllten sich die Blomberger Schützen nach über 5jähriger Vorbereitung einen lange gehegten Wunsch. Sie nahmen mit 70 Schützen und 45 Begleitpersonen an der Steuben-Parade in New York teil. Die German-American Steuben-Parade findet jedes Jahr auf der Fifth Avenue in New York statt. Man schätzt eine Zuschauerzahl von ungefähr 1,5 Millionen an der Paradestraße. Die Parade wurde nach dem deutschen Baron Friedrich Wilhelm von Steuben benannt. Er kam 1776 nach Amerika, um mit General George Washington im Freiheitskrieg für die Unabhängigkeit des Landes zu kämpfen. Sein persönlicher Einsatz als Generalinspekteur ermöglichte den Sieg der kontinentalen Truppen. Heute noch ist er ein Vorbild für Amerikaner, die ihre Abstammung auf deutschsprachige Länder zurückführen. Der Schirmherr für diese Parade war der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel. Mit Lanzen, Fahnen, Degen und Ehrenscheibe, vom Zoll inspiziert und in einer großen Kiste verpackt, machte man sich auf den Weg über den ‚großen Teich‘. Ein umfangreiches Programm stand bevor: Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt New York, Festgottesdienst in der St. Patrick’s Kathedrale und Besuch der Friendship-Party im Centralpark. Der Höhepunkt war natürlich die Parade auf der Fifth Avenue. In zwei Gruppen geteilt ging es dann weiter entweder zu den Niagarafällen und nach Toronto (Kanada) oder auf eine Rundreise durch den Bundesstaat Florida.
Nach diesen Erlebnissen und mit mehr als 1.000 Schützen (1.024 Schützen am 30.07.2000) geht das ABS in das Jubiläumsjahr 2001. Eine Ausstellung von Ehrenscheiben‚ die Herausgabe einer Gedenkmünze, die Präsentation einer Chronik und ein VIP-Abend geben Einblicke in die lange und wechselhafte Geschichte der Blomberger Schützen. Und es gibt in diesem Jahr noch ein besonderes Jubiläum. Der Schützenkönig des Jahres 1951, Heinrich Obenhausen feiert sein goldenes Thronjubiläum.
Vorn 28.Juni bis zum 1. Juli 2001 steigt dann das große Jubiläumsschützenfest. Für die vier Festtage sind insgesamt 14 Musikkapellen verpflichtet worden. Das Festzelt hinter der Schießhalle wird um ca. 400 qm vergrößert, sodass die gesamte Zeltfläche eine Größe von 2.750 qm haben wird. Um dieses zu ermöglichen, wird eine vorhandene Hainbuchenhecke, die den Ostring vom Schützenplatz trennt, für 14 Tage aus dem Boden genommen. Ein großer Luna-Park wird die festlichen Aktivitäten auf dem Schützenplatz abrunden. Der Vorstand des ABS hat keine Kosten und Mühen gescheut, um dieses Großereignis mit der Bevölkerung würdig zu feiern. Zu den Festbällen sind vier Spitzen-Musik-Showbands und eine Sängerin engagiert worden. Am Samstag- und am Sonntagnachmittag wird im Festzelt eine Musikparade stattfinden. „An dieser Stelle“, so Oberst Langemann, „muß einmal gesagt werden, daß die Zusammenarbeit mit der Stadt Blomberg von einer hervorragenden Qualität ist. Das Alte Blomberger Schützenbataillon will auch weiterhin mit diesem Fest einen glanzvollen gesellschaftlichen Höhepunkt in der zukünftigen Entwicklung der Stadt setzen. Es soll ein Volksfest, ein Treffpunkt für alle Blomberger Bürger, Freunde und Bekannte in nah und fern sein.“